Mit meiner Arbeit „identity giving passion“ erzähle ich Geschichten von Menschen und ihrer Leidenschaft. Meine Subjekte sind Personen, die ihre Arbeit nicht als reine Erwerbstätigkeit sehen, sondern den Schaffensprozess an sich ins Zentrum ihres Tuns stellen. Sie verrichten ihre Arbeit aus Leidenschaft, sie ist zu einer Art persönlichen Notwendigkeit geworden, was sich wiederum in der Einzigartigkeit des dabei entstandenen Ergebnisses widerspiegelt.
Zeit spielt hierbei keine Rolle, wie in dem Beispiel von Ramón Barreto Leal deutlich wird, der hunderte von Stunden damit verbringt, antike Keramiken so detailgetreu wie möglich nachzubilden. Auch die widrige Arbeitsumstände sind unwichtig, wie die Portraits von Adriano Ghedina verdeutlichen: Um die bestmögliche Leistung der ihm zugewiesenen Instrumente zu garantieren, arbeitet der technische Leiter des Telescopio Nazionale Galileo, des größten italienischen Teleskops, täglich bei einer Raumtemperatur von 3 Grad. Und ebenso spielt Profit eine untergeordnete Rolle, wie sich im Fall der Familie Rodriguez zeigt: Seit drei Generationen betreibt die Familie die Salinen auf der kanarischen Insel La Palma. Obwohl sie keinen Gewinn bringen, kommt eine Schließung nicht in Frage, denn dies würde für die Familie das Aufgeben der eigenen Identität bedeuten.
Es sind Geschichten von Beharrlichkeit, Hingabe und Liebe zur eigenen Identität.
Es sind die Geschichten, die jeder verdient hätte, dass sie über ihn erzählt werden, denn es sind Geschichten über Leidenschaft.
Chiara De Maria
CHIARA DE MARIA O uno né l’altro / Weder Oder
Auf der Suche nach Authentizität in einer völlig vom Kommerz und
Mainstream überrannten Sportart führte mich eine Etappe meines
langen Weges als Fotograf die atlantische Küste zwischen Rio de Janeiro
und Sao Paulo entlang. Nach einer Odyssee durch die vom dichten,
grünen Dschungel umhüllten Straßen endete der Weg in Trinidade,
einem kleinen, abgelegenen Dorf inmitten des Nationalparks Serra da
Bocaina. Dort fand ich, was ich suchte.
An diesem Ort lernte ich Chico kennen. Chico verließ nach seinem
Abitur seine Heimatstadt Sao Paulo, um sein Leben ganz dem Meer und
dem Wellenreiten zu widmen. Inzwischen ist er 35 Jahre alt, Vater von
vier Kindern und baut seit ca. 15 Jahren Surfboards in Handarbeit
inmitten eines Bananenhains in Brasiliens Dschungel.
Seine Arbeiten bietet er in dem eigenen, nicht dem typischen Image
entsprechenden, unkommerziellen und erst auf den zweiten Blick
erkennbaren Surfshop zur Vermietung und zum Verkauf an.
Dieser Mensch bewegte mich sehr durch seine zurückhaltende,
bescheidene, minimalistische, aber auf das Wesentliche fokussierte Art.
Vor allem aber durch die Standhaftigkeit gegen den Mainstream.
Das Resultat dieser Eigenschaften lautete für mich Authentizität.
Es bedarf einiger Überzeugungsarbeit, um das Vertrauen eines
kreativen Menschen mit dieser Haltung zu gewinnen und ihn bei seiner
Arbeit dokumentarisch begleiten zu dürfen. Ich freue mich sehr, dass ich
ihn als bislang einziger Fotograf bei seinem mehrtägigen handwerklichen
Prozess in seiner Werkstatt visuell festhalten konnte.
Meine Arbeit geht davon aus, die Dinge als Sein selbst zu sehen, wobei die Bedeutungen, die die Menschen ihnen
gegeben haben, aufgehoben werden. Ich bin also in einem Raum. Gleichgültig, wie dessen Name ist. Dieser Raum
hat Licht und Schatten, ist gefällt mit Luft und der Attraktivitlät von Leere. In reduzierten Farben lösen sich auch die
formalen Grenzen. Der leere Raum definiert sich durch seine Wände. Das Lebendige darin durch das Licht, welches
durch den Schatten gefangen wird. Ich schaue hin. Ich wähle aus. Ich reduziere in meinen Aufnahmen. Ich gehe
an Grenzen. Des Raumes. Des Seins. Nichts ist in bestimmtem Sinne das Sein. An den Grenzen denken wir an den
Sinn des Seins.
Für ihre Arbeit „Fleisch“ hat Antonia Pischke
junge Männer porträtiert, die durch Bodybuilding
ihrem Schönheitsideal nahe kommen wollen.
Sie zeigt auf, wie groß die Diskrepanz zwischen
Definierung und Deformierung des Körpers in
der Selbst- und Fremdwahrnehmung sein kann.
Der Kamerastandpunkt sowie die gesetzte
Lichtquelle dienen der Selbstbespiegelung.
Die im Fotostudio entstandene Serie zeigt auf
den zweiten Blick die tatsächlichen Folgen des
Körperkults.
Digitale Räume sind ein prädestinierter Ort
in denen die performative Konstruktion von
Idendität als Wechselspiel von Normierung und
Selbstermächtigung sichtbar wird. Die Arbeiten
kombinieren found footage, Textfragmente aus
(homosexuellen) Datingportalen und photographische
Dokumentationen der Treffen, wobei
Inszenierungsstrategien wie die Masken eine
einfache Gegenüberstellung von virtuell und real
unterlaufen. Die Rolle des Bettes als Ort des
Ausstellens und Einsetzens sexuellen Kapitals
wird in der Ausstellung wörtlich genommen und
zum Ausstellungsmedium.
Digital spaces seem to be the place where the
performative construction of identity can be
best seen as an intertwining of empowerment
and given codes and norms. The work combines
found footage, textual fragments from
(homosexual) dating platforms and the photography
documentation of the encounters resulting
from the artist‘s performance in digital
space, whereas strategies like the usage of
masks make clear distinctions between virtual
and real problematic. The role of the bed as
the place of the exhibiting and investing sexual
capital is taken literally and therefore turns into
the medium of the exhibition.